Christine | VISION SESSION | Die Vision führt uns an - Der Podcast für visionäre Team- und Organisationsentwicklung
Wenn du selbst mit Teams und Gruppen an und mit Visionen arbeiten magst, dann habe ich heute etwas für dich. Nachdem ich dir beim letzten Mal von meinen drei Gründen für die Arbeit mit Visionen berichtet habe, gibt es hier heute eine Methode, die du in Teams und Gruppen - aber auch im Einzelcoaching - nutzen kannst, um Visionen zu erschaffen.
Die Methode nennt sich Zukunftssprung. Sie ist aber auch bekannt unter dem Namen Lösungsszeitsprung oder Science-Fiction-Methode. Das Vorgehen ist sehr lösungsorientiert und hat ein enormes Tempo, wenn es um die Erarbeitung von Lösungsideen geht.
Und hier ist der Ablauf der Methode.
Festlegung der Reisezeit
Die Idee dieser Methode ist, dass das Team mit dem wir gerade arbeiten - oder die Abteilung oder Gruppe - gemeinsam in die Zukunft reist. Zu einem Zeitpunkt, an dem bereits alle Lösungen eingetroffen sind. Um tatsächlich mit Visionen zu arbeiten, nutze ich hier die Formulierung, dass die positivste Zukunft eingetroffen ist, die man sich überhaupt vorstellen kann.
Im Team wird zu Beginn gemeinsam festgelegt, wie viele Jahre man reisen, bzw. springen möchte. Ansetzen lässt sich hier bei einer Reisezeit von 2 Jahren, wobei stärkere Effekte zu erwarten sind, wenn der Sprung größer ist. Eine gute Reisezeit sind meiner Erfahrung nach eher 5 Jahre.
Die Zukunft beschreiben
Wenn die Reisezeit gemeinsam festgelegt wurde, erhalten die Teilnehmenden Zettel und Stift. Sie haben dann die Möglichkeit, ihre persönliche positivste Zukunftsvorstellung aufzuschreiben. Hierbei darf richtig groß gedacht werden und nicht nur berufliche, sondern auch private Themen beschrieben werden. Wichtig ist, dass nicht alle Dinge, die aufgeschrieben werden, auch später öffentlich gemacht werden müssen. Gerade Beschreibungen, die den privaten Bereich betreffen, dienen eher als hilfreiches Skript, das im Hintergrund wirkt.
Dieser Schreibprozess ist ganz häufig eine einfache Sache. Ich bin immer wieder verblüfft, mit welcher Inbrunst und Leidenschaft hier drauf los geschrieben wird. Da wird dann auch schon mal nach einem zweiten Zettel gefragt, es wird überlesen und ergänzt. Wichtig ist nur, diese kreative Zeit auch zu gewähren. Ich arbeite an dieser Stelle zum Beispiel nicht mit Zeitangaben. Sondern mit der Idee: Wenn alle fertig sind, dann sind alle fertig!
Der Raumwechsel
Wenn alle fertig sind, wechsel ich mit der Gruppe optimaler Weise den Raum. Es kann vorkommen, dass ein Raumwechsel nicht funktioniert. Mir passiert das zum Beispiel dann, wenn ich die Übung spontan mache und sie nicht vorher abgesprochen habe. Bei schönem Wetter, kann man dann natürlich auch mit der Gruppe ins Freie gehen. Eine weitere Möglichkeit ist zudem, Sitzmöglichkeiten in Stehmöglichkeiten zu verwandeln. Ich muss aber gestehen: Den größten Effekt gibt es bei dem Wechsel des Raumes.
Aus der Zukunft begrüßen
Sobald alle Teilnehmenden im neuen Raum Platz genommen haben, ist es unsere Aufgabe, die Sitzung neu anzumoderieren. Dieses Mal mit der Idee, dass wir uns in der besagten Zukunft befinden. Dies kann etwa wie folgt aussehen:
"Ich begrüße Sie ganz herzlich zu der heutigen Sitzung. Seit wir uns das letzte Mal in dieser Konstellation gesehen haben, ist eine lange Zeit vergangen. Etwa 5 Jahre, nicht wahr? Das letzte Mal, als wir beisammen waren, da haben wir im Rahmen eines Teamentwicklungsprozesses miteinander gearbeitet. Sie haben mir damals berichtet, dass sich Dinge in Ihrem Team und in Ihrer Organisation verändern sollen. Jetzt, nach 5 Jahren, ist ja einiges passiert. Und mich würde nun interessieren, wie es Ihnen geht? Was hat sich in Ihrem Team verändert? Was ist in Ihrem Unternehmen passiert? Wie sehen heute Ihre Arbeitsprozesse und Strukturen aus? Wie gestaltet sich Ihr Miteinander?"
Und dann gebe ich ab. An diesem Punkt steigt die Gruppe ein und berichtet aus der Zukunft heraus, was in den letzten Jahren geschehen ist. Und alle positiven Zukunftsbilder werden dann miteinander geteilt.
Unterschiedliche Herausforderungen
An dieser Stelle muss ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, denn ich habe diese Methode schon in so unterschiedlichen Unternehmen, Gruppen und Einrichtungen genutzt, in denen es auch unterschiedliche Herausforderungen geben kann.
Zum Beispiel die Gruppengröße, wie lange man mit der Gruppe schon als Berater:in arbeitet oder in welcher Organisationsform wir unterwegs sind. Ich selbst bin recht häufig in traditionellen Organisationen unterwegs, wie Behörden, städtischen Einrichtungen, Schulen oder auch Kommunen. Und gerade hier kann so ein Rollenspiel auch sehr ungewohnt wirken. Also wenn du die Methode nutzen magst, dann überlege vorher gut, wo du sie einsetzen magst und mit welchen Herausforderungen du konfrontiert sein kannst.
Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Fall mit einer Abteilung, die waren knapp 50 Mann stark. Hier war schon der Raumwechsel an sich eine Herausforderung, denn sie kannten es gar nicht, prozess- oder gruppenorientiert zu arbeiten, weshalb die Stimmung an dieser Stelle bereits zu kippen drohte. Nachdem dann alle Platz genommen hatten und ich mit meiner Anmoderation aus der Zukunft startete, da blickte ich mit einem Mal in ganz schockierte Gesichter, die mich anstarrten, als hätte ich den Verstand verloren. Im Raum wurde es dann auf einmal mucksmäuschenstill und keiner der 50 Leute sagte irgendetwas. Und das meine ich damit, wenn ich sage, dass diese kleine Methode ungewohnt wirken kann und unterschiedlich herausfordernd für uns als Beratende sein kann.
Ich habe mich glücklicherweise damals dazu entschieden, mich zurückzulehnen und habe gesagt: „Lassen Sie sich ruhig Zeit“. Und ich habe dann einfach die Stille ausgehalten, bis dann irgendwann die erste Wortmeldung begonnen hat. Am Ende war der Tag ein voller Erfolg, denn wir haben ganze 2 Stunden in der Zukunft verbracht. Und die Teilnehmenden tauschten sich aus, was sie alles in den 5 Jahren erreicht hatten, welche neuen Strukturen sie entwickelt hatten, welche Erfolge gefeiert wurden und welche neuen Kooperationspartner gewonnen werden konnten.
Für den weiteren Prozess entsteht so ein wunderbares Einstiegsfenster, um nicht nur an den positiven Zukunftsbildern zu arbeiten, sondern um Maßnahmen und Strategien zu erfragen, die dazu geführt haben, dieses positive Zukunftsbild zu erreichen. Zum Beispiel frage ich dann irgendwann im Prozess: „Sagen Sie mal, wenn Sie auf die Vergangenheit schauen, was war denn die Initialzündung oder die bewertete Strategie für ihre jetzigen Erfolge?“
An diesem Tag wie auch an anderen war es so, dass die Teilnehmenden den Raum gar nicht mehr verlassen wollten. Manches Mal lässt es sich dann atmosphärisch richtig spüren, wie sich der Raum mit all den neuen Lösungen auflädt.
Nach dem Zukunftssprung gehen wir wieder zurück in das Jetzt. Dieses Zurückkommen ermöglicht dann die Sammlung von Ergebnissen, wie zum Beispiel die Herausarbeitungen von Strukturen oder Arbeitsgruppen. Manchmal geht es auch um die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses, um eine neue Ausrichtung, um die Entwicklung einer gemeinsamen Haltung oder um die Positionierung auf dem Markt.
Unterschiedliche Formate
Wenn du diese Übung anwenden magst, ist es übrigens irrelevant, wie groß die Gruppe ist, mit der du arbeitest. Du kannst sie in großen Gruppen, aber auch in kleinen Teams von zum Beispiel 4 Personen durchführen. Ich nutze die Methode gerne für Organisationsentwicklungsprozesse - hier zum Beispiel auch gerne für den Kick-Off. Größere Gruppen können auch in kleine Einheiten unterteilt werden und an der Methode in Workshops arbeiten. Eigentlich gibt es hier keine Grenzen.
Auch die Zeitspanne für den Zukunftssprung kann variiert werden. Du kannst mit einer Gruppe 20 Minuten in der imaginären Zukunft verbringen oder auch eine Stunde. Allerdings zeigen sich stärkere Effekte, je länger du mit einer Gruppe in der Zukunft verweilst. Ich lasse mir mit Teams, Abteilungen oder Gruppen auch schon mal 2 Stunden Zeit.
Und was ist mit deiner Vision?
Wenn du in die letzte Episode hineingehört hast, dann weißt du, dass Visionsarbeit dabei hilft, positive Emotionen freizusetzen. Und der Zukunftssprung setzt ganz wunderbar daran an. Genau das ist es, was wir brauchen, wenn wir in Veränderungsprozesse gut einsteigen wollen. Und dabei ist es relativ egal, um welche Veränderungsprozesse es sich handelt.
Ich mag dich nun dazu inspirieren, den Zukunftssprung einmal mit dir selbst zu erproben, um diese Methode auch einmal ganz geschützt auszuprobieren.
Wenn ich dich fragen würde: "Was ist denn dein positivstes Zukunftsbild von dir und deinem Business?", hättest du dann eine Antwort parat?
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Veränderungsbegleiter*innen nicht nur Experten und Expertinnen für Methoden sein sollten. Sondern, dass wir im besten Falle auch wissen sollten, wie all diese Methoden auf uns wirken. Dazu kann es auch gehören, einmal selbst einen Zukunftssprung zu vollziehen.
Ich glaube, dass die Herausarbeitung deiner ganz eigenen Vision positive Effekte auf deine Arbeit als Coach*in, Trainer*in, Organisationsentwickler*in hat. Wenn du mit Visionen arbeiten magst, dann brauchst du auch eigene.
Ich lade dich also herzlich ein, den Zukunftssprung einmal mit dir selbst zu erproben. Spring doch gerne einmal 5 Jahre weit und schreibe deine positiven Zukunftsvorstellungen auf. Und dann lass dich zum Beispiel interviewen, von einer Person deines Vertrauens. Bei einem Spaziergang oder gemütlich bei einem Kaffee. Probiere es gerne mal aus und schreibe mir von deinen Erfahrungen, wenn du magst.
Für heute möchte ich mich ganz herzlich bei dir bedanken, dass du mit dabei warst.
Bis zum nächsten Mal: Hab' eine gute Zeit!

Systemische Supervisorin und Coachin | NEW WORKERIN | Solopreneurin |
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Martin (Freitag, 22 November 2019 15:38)
Klasse Methode und tolle Stimme.Hat Spaß gemacht.Danke