· 

Purpose driven - Wie du mit Sinn deine Richtung findest

Christine | VISION SESSION | Die Vision führt uns an! - Der Podcast für visionäre Team- und Organisationsentwicklung


Vor einiger Zeit habe ich bei Instagram einen Post veröffentlicht, den ich mit der Aussage gestartet habe: Du bist nicht dein Business! Und in diesem Post habe ich davon erzählt, dass es uns selbstständigen Coach*innen und Berater*innen schon mal passieren kann, dass die Grenze zwischen uns und unserem Business verschwimmt. Und dass wir dann auch schnell denken können, wie wären unser Business. 

 

In dem Post habe ich mich dafür stark gemacht, diese Trennung zwischen uns und unserem Business mehr zu denken. Und das hat zu einigen Reaktionen geführt. Ich habe im Nachhinein noch viele Rückmeldungen und Fragen erhalten. Wie zum Beispiel: "Christine, heißt das jetzt, ich darf in meinem Business nicht das tun, was ich tun will? Ich dachte, ich könnte in meiner Selbstständigkeit jetzt selbst entscheiden?"

 

Der Post hat für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Und ich dachte mir, diesen Gesprächsstoff möchte ich hier mit dir vertiefen und teilen. Und ich mag ihn auch aus aktuellem Anlass mit dir teilen. Denn gerade jetzt, im Rahmen der Corona-Krise, fallen für manchen selbstständigen Berater oder Coach Aufträge weg, oder sie werden in neue Formate übertragen. Manche von uns überlegen jetzt vielleicht, wie sie die Zeit nutzen wollen. Wie es weitergehen soll und in welche Formate sie möglicherweise auch investieren wollen. 

 

Die Idee der gedanklichen Trennung zwischen dir und deinem Business, kann dich genau in diesen Situationen darin unterstützen, deine Richtung wiederzufinden, beizubehalten oder dich klar neuzujustieren. 

Das eigene Business verkennen

Ich mag heute mal mit einer Geschichte einsteigen. Mit einer Erfahrung, die ich noch vor Kurzem in einer Einrichtung gemacht habe, die ich ein Stück weit begleiten durfte.

 

Die Einrichtung, von der ich dir berichten mag, hatte zum Zeitpunkt unseres gemeinsamen Prozesses einen sozialen Auftrag. Dieser lag darin, Menschen zu begleiten und zu unterstützen, denen es psychisch nicht so gut ging. In dieser Einrichtung war ich mit einem Teamentwicklungsauftrag eingestiegen. Doch schon nach Prozessbeginn zeigte sich, dass sich die Einrichtung in einem riesigen Umstrukturierungsprozess befand. Und viele der Mitarbeitenden waren mit diesem Umstrukturierungsprozess total unglücklich. Im Gespräch mit der Leitung wurde dann deutlich, dass man auf Leitungsebene eine ganz neue Ausrichtung mit der Organisation verfolgte. In einem Gespräch fragte ich den Leiter dann, wofür die Einrichtung in Zukunft stehen wolle. In welche Richtung sie sich entwickeln solle. Und die Antwort darauf war - und das hat mich sehr verblüfft - der allergrößte Arbeitgeber auf dem Markt zu werden.

 

Was war hier passiert? Folgendes war hier passiert: Der Leiter dieser Einrichtung hatte sein eigenes Unternehmen leider, leider verkannt. Denn seine Einrichtung hatte in erster Linie einen sozialen Auftrag. Menschen zu begleiten. Sie in ihrer Teilhabe am Leben zu unterstützen und sie in ihrer Eigenständigkeit zu stärken. Und diese soziale Einrichtung hatte nun auch Mitarbeitende, die sich alle aufgrund dieses sozialen Auftrages dorthin beworben hatten. Lauter Menschen, die nun auch noch Lust hatten, genau dieser Arbeit nachzugehen. 

 

Nun hatte aber der Leiter die Idee, diese soziale Einrichtung als ein Wirtschaftsunternehmen zu verstehen. Und bitte verstehe mich nicht falsch. Natürlich müssen alle wirtschaften. Auch Unternehmen mit einem sozialen Auftrag. Aber hier war die Idee, der Größte am Markt zu werden. Und alle Energie ging nur noch in diese Richtung.

 

Die fachliche Arbeit der Mitarbeitenden geriet dabei immer mehr aus dem Fokus. Anstelle der Sozialen Arbeit sollte es nun für die Mitarbeitenden nur noch um den Umsatz und um Kennzahlen gehen. Man kann sich vorstellen, dass sich die Mitarbeitenden dieser neuen Richtung nicht so wirklich beugen wollten. Niemand wollte sich täglich mit Umsatz und Kennzahlen auseinandersetzen um damit größer zu werden und andere Anbieter auf dem Markt zu übertreffen. Es kam zu Verweigerungen, zu einer erhöhten Frustration, zu Ausfällen aufgrund von Krankheit. Und dann gab es nun die Idee, die Mitarbeitenden durch Teamentwicklung an dieses neue System anzupassen. Ich muss dir nicht sagen, dass das auch nicht funktionierte. 

Der Sinn deines Business

Warum erzähle ich dir das alles? Ich mag mit dir einmal auf den Leiter schauen. Denn dieser Leiter ist uns selbst gar nicht so unähnlich. Auch uns selbst kann es nämlich leider passieren, dass wir unser eigenes Business verkennen. Jetzt könntest du sagen: Okay, das ist ein Leiter einer ganzen Einrichtung und ich bin selbstständiger Coach. Was hat das mit mir zu tun? Diese beiden Rollen haben ganz viele Ähnlichkeiten. Auch du bist quasi Leiter*in deines Business. Und dabei ist es ganz egal, ob du bereits ein eigenes Team am Start hast oder ob du Solopreneuer*in oder Smartianer*in bist.

 

Uns kann es genauso passieren, dass wir Ziele ins Auge fassen, die nicht zu unserem Business passen. So wie der Leiter in diesem Beispiel. Es kann uns genauso passieren, dass wir uns Dinge vornehmen und erreichen wollen, die mit unserem Business eigentlich gar nicht funktionieren können.

 

Was der Leiter leider vergessen hat - und was wir auch selbst gerne vergessen - ist, dass ein Unternehmen, eine Einrichtung, ein Business, eine eigene Richtung verfolgt. Für etwas einsteht! Ein eigenes Wofür hat und einen eigenen Sinn und Zweck. In unserem Beispiel hier steht die Einrichtung dafür ein, Menschen zu unterstützen, sie in ihrer Selbstständigkeit zu stärken, ihnen die Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Das ist der Sinn und Zweck ihrer Existenz. Und auch dein Business, das du als Coach*in, Trainer*in, Berater*in betreibst, hat diesen eigenen Sinn und Zweck. Es steht ebenso für etwas ein. Hat Angebote für Menschen. Ein eigenes Wofür. Und wir können noch so große Ziele ins Auge fassen, wenn diese Ziele nicht mit dem Sinn und Zweck unseres Business einhergehen, dann geraten wir in einen Konflikt. In einen Konflikt mit unserem eigenen Business. 

Du bist nicht dein Business: Wie dir der Gedanke hilft

Zu denken, dass wir nicht unser eigenes Business sind, kann uns dabei helfen, den Sinn und Zweck unseres Business zu folgen. Und unsere Richtung beizubehalten oder wiederzugewinnen. Wenn ich diese gedankliche Trennung nicht präsent habe, dann kann ich mich leicht in unterschiedliche Ziele verlieren. Und leicht könnte ich dann denken, dass all meine Ziele auch automatisch die Ziele meines Business sind. 

 

Ich kann dir sagen, ich bin auch so eine Kandidatin, der das auch regelmäßig passiert. Ich habe selbst häufig so viele unterschiedliche Ideen. Und ich kann mich auch sehr gut in all diesen Ideen verlieren und mich so richtig verzetteln. Manchmal denke ich, ich sollte jetzt mal ganz schnell einen eigenen Online-Kurs auf die Beine stellen. Und in der bekannten Zeitschrift noch einen Artikel veröffentlichen. Und überhaupt ist es ja wichtig, als Coach ein eigenes Buch zu schreiben. Und Pinterest brauche ich ganz dringend auch noch. Und so weiter, und so weiter. 

 

Jetzt lass uns einmal genauer schauen, wobei dir die gedankliche Trennung zwischen dir und deinem Business dienlich sein kann.

1. Ziele überprüfen

Wenn wir davon ausgehen, dass das Business eigenständig ist - ein eigenes Wofür hat und einen ganz eigenen Sinn und Zweck - dann haben wir die wunderbare Chance, all unsere Ziele zu überprüfen. Und zwar dahingehend zu überprüfen, ob sie unserem Business und seinen Aufträgen dienlich sind. Braucht mein Business diesen Online-Kurs? Braucht mein Business das Buch? Braucht es diesen neuen Artikel? Und durch diese Überprüfung schaffen wir uns eine richtig gute Form der Selektion. Nicht alles, was wir gerade wollen, dient dem Sinn und Zweck unseres Business. 

 


Purpose driven - Wie du mit Sinn deine Richtung findest

 

Auch jetzt gerade, wo wir uns in der Corona-Krise befinden, kann es so hilfreich und nützlich sein, eigene Ziele zu überprüfen. Viele Aufträge von Coach*innen und Berater*innen fallen gerade weg oder werden in digitale Formate übersetzt. Manche von uns haben jetzt gerade mehr Zeit und überlegen, in welche Richtung es für sie weitergehen kann. Manche setzen sich gerade mit Webinaren auseinander oder mit Online-Kursen. In den sozialen Medien wird stark gemacht, die Zeit zu nutzen, um das eigene Buch zu schreiben. Plötzlich gibt es so viele Wege und Richtungen, die wir einschlagen können. Aber passen sie? Passen sie zu unserem Business? Auch wenn die derzeitige Situation einer Anpassung bedarf, können wir darauf achten, die Richtung unseres Business beizubehalten. Und uns nicht im blinden Aktionismus zu verlieren. 

 


2. Den richtigen Zeitpunkt erkennen

Mit dem Instagram-Post Du bist nicht dein Business! haben mich noch weitere Fragen erreicht. Wie zum Beispiel: "Darf ich in meinem Business jetzt nicht machen, was ich will?" Ich muss gestehen, dass ich diese Frage so gut nachvollziehen kann. Jetzt haben wir uns schon selbstständig gemacht und müssen nicht mehr das tun, was uns ein Vorgesetzter sagt. Und jetzt das! 

 

Ganz so strickt ist diese Trennung natürlich nicht gemeint. Ich denke, dass uns die Selbstständigkeit unglaublich viele Freiheiten und Möglichkeiten liefert. Wir haben die besten Chancen, unsere eigene Expertise an den richtigen Stellen einzusetzen, unser eigenes Potenzial zu heben und auszuleben. Und ich finde, genau das sollte Selbstständigkeit ja auch sein. Keine Frage! 

 

Worum es mir bei der gedanklichen Trennung geht, ist, diese totale Verzettlung zu vermeiden. Denn genau das kann uns aufgrund all unserer Freiheiten in der Selbstständigkeit passieren. Die gedankliche Trennung zwischen dir und deinem Business hilft dir dabei Prioritäten zu setzen. Auch zeitliche Prioritäten. Was braucht dein Business genau jetzt? Und was braucht es möglicherweise auch erst später? Es kann ja eine gute Idee sein, ein Buch zu schreiben. Aber ist es genau jetzt richtig? 

 

3. Purpose driven: Dem Ego ein Schnippchen schlagen!


Mit der gedanklichen Trennung gelingt uns noch ein weiterer wichtiger Punkt. Wir können überprüfen, ob wir möglicherweise egoistischen Zielen folgen. Also Zielen, die nicht dem Sinn unseres Business entspringen. Sondern von unserem eigenen Ego hervorgebracht werden. Wollen wir mit dem Buch vielleicht einfach nur Ruhm und Bewunderung erlangen? Wollen wir uns selbst oder anderen etwas beweisen? Weil uns vielleicht jemand mal gesagt hat: "Ein Buch schreiben? Ha! Das schaffst du niemals." Oder wollen wir das Buch schreiben, da wir Angst haben, den Anschluss auf dem Markt zu verlieren? Denn jeder und jede schreibt ja gerade Bücher. Was könnte wohl passieren, wenn wir es nicht tun? 

 

All das sind Intentionen, die unserem Ego entspringen. Sie entstehen aufgrund von Angst, Misstrauen und Mangeldenken. Mit der Überprüfung haben wir die Chance, unser Ego ein bisschen mehr zu zügeln. Ihm ein Schnippchen zu schlagen. Und uns dem Sinn unseres Business zu verschreiben. Purpose driven zu sein. Uns vom Sinn und Zweck unseres Business anführen zu lassen. 

Eine Übung für dich

Und jetzt kommen wir zur nächsten Fragen, die mich zum Post Du bist nicht dein Business! erreicht hat. "Hast du eine Übung dafür?"

 

Wenn du hier in diesen Podcast schon ein bisschen reingehört hast, dann ist dir auf jeden Fall schon einmal eine Übung begegnet, die sich sehr gut eignet, um sich in diese gedankliche Trennung hineinzuspüren. In der Podcast-Folge Dem Sinn lauschen - Eine einfache Methode sinnorientierter Teamentwicklung habe ich dir bereits eine Methode vorgestellt, die Teams nutzen können, um sinnorientiert zu arbeiten. 

 

Obwohl es sicherlich viele unterschiedliche Methoden und Übungen gibt, die dabei helfen, das Business gedanklich von der eigenen Person zu trennen, ist das Tool, das ich in der Folge beschreibe, am besten für den Einstieg geeignet. 

 

Die Idee dahinter ist eine zirkuläre Vorgehensweise. Wenn du selbst Systemiker*in bist, dann ist diese Übung für dich sicherlich ein Leichtes! Bei der Übung geht es darum, in die Perspektive des Business zu schlüpfen und seinen Blick auf die Welt wahrzunehmen. Dies funktioniert mit einem simplen Trick: Mit Ich-Botschaften. Ich-Botschaften, die aus der Perspektive deines Business formuliert werden. Wenn dein Business sprechen könnte, was würde es sagen? Was würde es dir sagen wollen? Was würde es sagen, in welche Richtung es sich entwickeln möchte? Wofür steht es ein? Was möchte es in die Welt geben? 

 

Zum Beispiel sagt mein Business: "Ich als VISION SESSION bin Teil einer großen Bewegung.", "Ich als VISION SESSION verbinde Coach*innen, Trainer*innen, Berater*innen.", "Ich als VISION SESSION stehe ein für Neues Arbeiten (New Work)."  Und so weiter.

 

Dieses Hineinfühlen und sich Einschwingen können wir ganz regelmäßig praktizieren. Und sogar an unterschiedlichen Orten. Zum Beispiel auf Spaziergängen. Alleine oder gemeinsam mit anderen. Du brauchst keinen besonderen Ort dafür. Nur einen, an dem du dich wohlfühlst. Und du kannst diese kleine Übung rein gedanklich oder auch schriftlich machen. Meine Erfahrung ist, dass die Verschriftlichung der Ich-Botschaften ganz wunderbare Effekte hat. Die Botschaften werden häufig klarer. Und du hast immer wieder die Möglichkeit, sie dir auch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anzuschauen. 

 

Wenn ich jetzt mal so auf mein Business schaue, auf VISION SESSION und auf all seine Ideen, dann kann ich genauer erkennen, was jetzt gerade sinnig ist. Was meinem Business und seinem Sinn und Zweck dienlich ist. Gerade auch jetzt, in dieser besonderen Zeit, kann ich überprüfen: Nutze ich die Zeit, die mir die Corona-Krise möglicherweise gerade beschert, um ein Buch zu schreiben? Pinterest anzulegen? Einen Online-Kurs zu konzipieren? Mein Business sagt mir dazu gerade Nein! Mein Business sagt mir, dass es dem Sinn und Zweck der Vernetzung zwischen Beratenden weiterhin folgen will. Und dass ein Buch, Pinterest oder ein Online-Kurs gerade nicht die richtigen Formate sind. Und das ist okay so. Und bei dir und deinem Business kann es wiederum ganz anders sein. 

Zum Schluss

Du merkst sicherlich schon: Genau das ist das Spiel zwischen Ego und Sinnorientierung. Und ja, na klar: So ein Business hat nicht nur Sinn und Zweck, sondern auch ganz eigene Visionen. Davon, was es in die Welt bringen will. Was es in der Welt verändern will. 

 

Mit diesem sinnorientierten Unterschied, den wir heute aufgemacht haben, hast du die Chance, an diesem Sinn und an diesen Visionen mitzuarbeiten. Und all deine Expertise einzubringen, deine Fähigkeiten und all dein Wissen. 

 

Und ich wünsche dir so sehr, da einmal reinzulauschen. Auch gerade in der aktuellen und sehr besonderen Zeit. Um deine Richtung nicht zu verlieren. Oder um sie wiederzugewinnen. Schaue gut, in welche Formate du jetzt investieren magst. Und auch auf all das, was jetzt möglich werden kann.   

 

 

Viel Freude wünsche ich dir dabei. 

Bis zum nächsten Mal, deine Christine. 


Christine Neumann

Hi, ich bin Christine Neumann 

systemische Supervisorin und Coachin, Host des Podcasts Die Vision führt uns an!, leidenschaftliche Visionärin und New Workerin. In den sozialen Medien findest du mich bei instagram: @visionscoachin und facebook: @visionscoachin



Dein Podcast

DIE VISION FÜHRT UNS AN! ist der Podcast für Coaches, Berater*innen, Teamentwickler*innen, die sich für die Transformation unserer Zusammenarbeit interessieren. Hier gibt es jede Menge Methoden, Erfahrungsberichte und Interviews für deine Praxis. Zu hören bei Spotify, Google Play, ITunes und überall da, wo es Podcasts gibt. 

Christine Neumann auf dem Podcast-Cover

Du willst die Folgen nicht verpassen?

Dann kannst du den Podcast auch hier abonnieren.


DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN


Kommentar schreiben

Kommentare: 0