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Warum New Work - Was New Work für dich als Coach bedeutet

Christine | VISION SESSION | Die Vision führt uns an! - Der Podcast für visionäre Team- und Organisationsentwicklung


Warum New Work

 

 

Gerade dann, wenn wir im Feld der Team- und Organisationsentwicklung oder im Führungskräfte-Coaching tätig sind, kann es sein, dass das Trend-Thema New Work zunehmend an Bedeutung für uns gewinnt. In der heutigen Folge klären wir, was das Konzept der Neuen Arbeit für unsere Coaching-Praxis bedeutet. Dabei schauen wir uns die aktuelle Situation in Teams und Unternehmen an. Und wir blicken auf die Werte, die mit Neuer Arbeit verknüpft werden.

 

Damit du aber auch für dich abklären kannst, welche Rolle New Work für deine ganz persönliche Coaching-Praxis spielt, habe ich auch einige Reflexionsfragen für dich in petto. Diese Fragen unterstützen dich darin herauszufinden, ob es sich für dich lohnt, dem Trend-Thema New Work nachzugehen. Oder ob du es getrost beiseiteschieben kannst.


Veränderte Arbeitswelt

Warum könnte das Thema New Work auch für deine Tätigkeit als Coach relevant sein? Eine erste Antwort ist hier: Weil sich die Arbeitswelt grundlegend verändert hat.

 

Teams und Organisationen haben heute ganz andere Herausforderungen zu bewältigen, als noch vor 10 Jahren. In diesem Zusammenhang wird auch gerne von der VUCA-Welt gesprochen. VUCA ist ein Akronym für verschiedene Begriffe. Diese Begriffe sind volatility (Unbeständigkeit), uncertainty (Unsicherheit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Mehrdeutigkeit).

 

Gemeint ist damit, dass sich Teams und ganze Unternehmen heute in einer Welt wiederfinden, in der sich die äußeren Gegebenheiten und Rahmenbedingungen schnell verändern. Eine Welt, in der morgen schon nicht mehr das gilt, was heute gilt. Und in der es wichtig wird, mit Unsicherheiten und den steigenden Komplexitäten zurecht zu kommen.

 

Flexible Organisationsmodelle gewinnen deshalb an Bedeutung. Das sind Organisationsformen, die sich an verändernde Rahmenbedingungen flexibel anpassen können. Denn die starren hierarchischen Modelle, die wir bisher kennen, sind zu langsam und auch zu schwerfällig, um für diese Rahmenbedingungen gewappnet zu sein.

 

New Work ist in diesem Kontext zu einem Sammelbegriff geworden. Gerade für die Arbeit in Teams und Unternehmen lässt sich keine einheitliche Definition finden. Und doch zeigen sich immer wieder ähnliche Ansätze oder auch Zugänge.

Die verschiedene Formen Neuer Arbeit

New Work wird zum einen mit flexibleren Organisationsmodellen verbunden. Mit flachen Hierarchien und Selbstorganisationen, die die nötige flexible Anpassung an die Außenwelt möglich machen.

 

Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen - wie die Digitalisierung -, werden mit New Work verknüpft, weil hierdurch neue Arbeitsmodelle entstehen. Von Home-Office, bis zum Arbeiten in einem Co-Working Space oder auf der Parkbank. All diese Modelle sind heute denkbar.

 

Aber Teams und Organisationen haben es heute nicht nur mit Veränderungen in der Außenwelt zu tun. Sondern es gibt für sie auch zusätzliche Veränderungen im Inneren. Wie das?

 

Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden haben sich in den letzten Jahren verändert. Sicherlich auch durch neue Generationen auf dem Arbeitsmarkt, die andere Werte vertreten. Organisationen haben es heute mit Mitarbeitenden zu tun, die recht häufig sehr gut ausgebildet sind und gleichzeitig besondere Ansprüche an ihre Arbeit haben. Sie wollen beispielsweise ihr Potenzial verwirklichen, mitbestimmen, Sinn bei der Arbeit empfinden. Und sie erheben nicht selten auch einen Anspruch auf die neuen, flexiblen Arbeitsmodelle - wie z.B. auf Home-Office. Noch dazu sind sie nicht mehr so stark an ein Unternehmen gebunden, wie Mitarbeitende vor 20 oder 30 Jahren. Das bedeutet, sie verlassen das Unternehmen dann auch schnell wieder, wenn ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden.

 

Wir können uns also denken, dass sich Organisationen heute anders aufstellen müssen, um Mitarbeitende überhaupt gewinnen und dann auch halten zu können. In diesem Zusammenhang wird auch gerne vom War of Talents gesprochen.

 

Für Organisationen heißt das, dass sie diese flexiblen Modelle, die flachen Hierarchien und die Prozesse der Selbstorganisation, nicht NUR ermöglichen müssen, um sich den neuen Rahmenbedingungen im Außen anzupassen. Sondern auch, um Mitarbeitende anwerben und auch langfristig an sich binden zu können.

Etablierung von New Work in Unternehmen

Vielleicht sagst du jetzt: Christine, das ist zwar spannend, aber du kannst mir doch nicht sagen, dass sich damit jetzt schon so viele Teams und Organisationen auseinandersetzen.

 

Okay! Dann hole ich jetzt mal ein paar Zahlen raus, damit wir uns einen Eindruck verschaffen können, wie die Realität in den Unternehmen so aussieht. Es gibt bereits Studien zum Thema New Work. Eine davon wurde von der Unternehmensberatung Kienbaum durchgeführt (vgl. Kienbaum 2017). 

 

Diese Studie zeigt uns, dass bereits 63% der Unternehmen Initiativen in der Organisation gestartet haben, um Neues Arbeiten möglich zu machen. Das bedeutet, diese 63% haben sich bereits auf den Weg gemacht, um sich flexiblere Organisationsmodelle anzueignen.

 

Aber wie genau werden diese Initiativen denn angegangen und umgesetzt?

 

Und jetzt Achtung, noch eine Zahl: 35% nutzen Organisationsentwicklungsprozesse. Und ja klar: Teamentwicklung ist immer auch ein Teil von Organisationsentwicklung. Das heißt, 35% arbeiten schon in der Team- Organisationsentwicklung daran, Neues Arbeiten möglich zu machen.

 

Die Zahlen zeigen uns, dass in Teams und Organisationen immer mehr ein Bewusstsein für diese Thematik aufkommt.

Wie erkennst du New Work in deiner Praxis?

Neben diesen ganzen Zahlen, soll es jetzt aber mal um deine Praxis gehen. Um zu klären, ob New Work auch bereits in deiner Coaching-Praxis eine Rolle spielt, kannst du dir folgende Fragen stellen:

  • Wo erzählen dir Mitarbeitende - z.B. im Rahmen der Teamentwicklung - , dass sie sich mehr Mitbestimmung wünschen?
  • Wo erzählen dir Mitarbeitende, dass sie sich wünschen, mehr einbezogen zu werden?
  • Wo berichten sie davon, dass sie sich flachere Hierarchien wünschen?
  • Wo geht es in deinen Teamentwicklungsprozessen bereits um das Thema Digitalisierung? Und um die Gestaltung von neuen Formen der Zusammenarbeit, die sich dadurch ergeben?
  • Wo erzählen dir Mitarbeitende, dass sie sich wünschen würden, dass ihre Expertise besser genutzt wird?
  • Und wo erzählen dir vielleicht auch Führungskräfte, dass sie mehr Sinn bei der Arbeit empfinden wollen? Und dass ihnen dieses Höher, Schneller, Weiter nicht mehr reicht?
  • Wo erzählen dir Mitarbeitende davon, dass sie sich flexiblere Arbeitsmodelle wünschen, wie z.B. Home-Office?

Gehe das mal für dich durch und schau, welche Themen dir da vielleicht in deinen Teamentwicklungsprozessen bereits begegnet sind. Auch, wenn es dir vielleicht bisher noch nicht bewusst gewesen sein sollte: Ja, es sind Themen Neuer Arbeit! 

 

Vielleicht mal ein kurzer Einblick in meine eigene Praxis:

 

Ich muss gestehen, dass mir in meiner Praxis eigentlich noch nie ein Team begegnet ist, das die starren Hierarchien zu schätzen wusste. Und ich bin in sehr unterschiedlichen Feldern als Teamentwicklerin unterwegs - auch in der Verwaltung, die für ihre traditionellen und hierarchischen Strukturen bekannt ist. Selbst da wünschen sich Mitarbeitende andere Strukturen und äußern das auch in den Sitzungen. Und das, obwohl sich diese Mitarbeiter*innen sicherlich selbst für dieses Arbeitsfeld entschieden haben.

 

Aber: Wie ist das bei dir?

 

Okay, vielleicht hast du jetzt eine Idee davon, ob dir das Thema New Work bereits in deiner Praxis begegnet ist. Jetzt mag ich mit dir klären, ob du dich dem Thema überhaupt annehmen magst. Denn nur weil du es in deiner Praxis beobachten kannst, heißt das ja nicht, dass du es auch bedienen willst. Es geht also darum, wie du dich zu diesem Thema positionierst. Und genau das schauen wir uns jetzt einmal an.

Die Werte Neuer Arbeit

Warum könnte das Thema New Work auch für deine Tätigkeit als Coach relevant sein? Weil es vielleicht zu deinen Werten passt.

 

Um klären zu können, ob Neues Arbeiten zu deinen Werten passt, müssen wir uns noch einmal das Grundverständnis von New Work vor Augen führen. Wir haben ja jetzt gerade viel über die Strukturen von New Work gesprochen. Hinter diesen Strukturen und Arbeitsformen liegt jedoch ein gewisses Grundverständnis.

 

Der Gedanke hinter der Neuen Arbeit ist der, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Und dass die Arbeitsprozesse und Strukturen an den psychischen Grundbedürfnissen des Menschen angepasst werden.

 

Das heißt, New Work nimmt eine Umkehrung vor. Wir kennen Arbeit bisher so, dass wir uns als Mensch den Strukturen und Prozessen - und sogar den Bedingungen - von Arbeit anpassen. Dass Arbeit im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Alles andere organisieren wir um unsere Arbeit herum, wie z.B.  Familie und Freizeit.

 

Jetzt haben wir in den letzten Jahren durch unterschiedliche Studien feststellen können, wie krank uns das macht. Studien der AOK und der Techniker Krankenkasse zeigen, dass psychische Erkrankungen aufgrund von Arbeit jährlich steigen.

 

New Work stellt dem ein anderes Verständnis von Arbeit entgegen: Nicht der Mensch soll sich der Arbeit anpassen, sondern die Arbeit an den Menschen.

 

Auch über dieses Grundverständnis kommen wir wieder zu den New Work-Themen. Denn die menschlichen Bedürfnisse, die nun im Arbeitsleben auch gelebt werden wollen, sind Bedürfnisse nach Selbstorganisation, Mitbestimmung, nach Selbstverwirklichung, Sinn, nach einer flexiblen  Vermischungen von Leben und Arbeit. Da sind sie wieder: All die Themen, die wir gerade schon besprochen haben.

 

Deutlich werden daran die Werte, die mit New Work einhergehen:

  • Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gehören dazu. Denn die Idee ist, dass Mitarbeitende eigenverantwortlich ihre Arbeit gestalten. Und auch selbst Entscheidungen treffen dürfen - ohne immer wieder die Führungskraft um Erlaubnis fragen zu müssen.
  • Freiheit gehört als Wert hinein. Denn es soll zum Beispiel auch möglich sein, von verschiedenen Orten aus zu arbeiten - wie im Home-Office oder aus dem Coworking Space. Und Arbeitszeiten sollen von den Mitarbeitenden selbst festgelegt werden dürfen. 8 Uhr muss ja nicht unbedingt der Starttermin der Arbeit sein, wenn der/die Mitarbeiter*in vielleicht noch das Kind in die Kita bringen will.
  • Aber auch Partizipation zählt als Wert mit hinein. Also das Bedürfnis, mitentscheiden zu dürfen und einbezogen zu werden. Und nicht einfach nur den Anforderungen ausgesetzt zu sein.

Vertrittst du die Werte Neuer Arbeit?

Damit du für dich abklären kannst, ob das Konzept Neuer Arbeit auch zu deinen Werten passt, kannst du dir folgende Fragen stellen:

  • Ist es dir wichtig, dass Mitarbeitende selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten dürfen? Also sagst du: Ja, dafür stehe ich ein! Oder ist es dir eigentlich egal? Vielleicht denkst du ja auch: Ne, ich gehe gar nicht davon aus, dass Mitarbeitende das können. Mitarbeitende brauchen eine starre Hierarchie und jemanden, der sagt, was getan werden muss. Kann ja auch sein. Schau einfach mal, wo du da für dich stehst. 
  • Und zum Wert der Freiheit: Ist es dir wichtig, dass Mitarbeitende die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, von wo aus sie arbeiten und wann sie arbeiten? Stehst du dafür ein?
  • Zum Wert der Teilhabe kannst du dich fragen: Ist es dir wichtig, dass Mitarbeitende mitentscheiden dürfen? Dass Arbeit auf dem Prinzip der Partizipation beruht? Dass sich Mitarbeitende einbringen dürfen? Schau mal, ob dir das wichtig ist.

Es muss gar nicht so sein, dass dir alle drei Werte gleich wichtig sind. Vielleicht hast du ja auch einen Favoriten. Selbst dann wäre es ein Wert, der ganz stark mit dem Thema der Neuen Arbeit verknüpft ist.

 

Wenn du das so lebst und dir die Dinge wichtig sind, dann spiegeln sich diese Werte auch in deinen Methoden, Tools und Vorgehensweisen wider, die du in der Teamentwicklung einsetzt.

 

Ist dir Partizipation wichtig? Dann nutzt du sicherlich Methoden, die auf der Grundlage der Partizipation fußen und die Mitbestimmung möglich machen.

Abschluss

Sagen wir mal: Du hast jetzt festgestellt, dass du bereits Themen der Neuen Arbeit in deiner Praxis beobachten konntest. Und dass du die Werte der Neuen Arbeit vertrittst. Wenn dem so ist, dann (Herzlichen Glückwunsch) hat New Work tatsächlich eine Bedeutung für deine ganz persönliche Tätigkeit als Coach. Dann kann es für dich wichtig sein, die Themen Neuer Arbeit auch ganz bewusst in deine Coaching-Tätigkeit mit aufzunehmen. 

 

Ich bin gespannt, wo du da für dich stehst. Lass es mich gerne wissen.

Schreibe mir  doch gerne deine Gedanken und Ideen dazu in die Kommentare.

 

Bis zum nächsten Mal: Hab eine gute Zeit! 

Christine 


Quellen:

Kienbaum: New Work Pulse Check 2017. Weitere Informationen unter: https://www.kienbaum.com/blog/new-work-pulse-check/

 

 


Christine Neumann

Hi, ich bin Christine Neumann 

systemische Supervisorin und Coachin, Host des Podcasts Die Vision führt uns an!, leidenschaftliche Visionärin und New Workerin. In den sozialen Medien findest du mich bei instagram: @visionscoachin und facebook: @visionscoachin



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